Lenka von Koerber: Sowjetrußland kämpft gegen das Verbrechen. Rowohlt, Berlin 1933. 8°, OKtn, 209 S. + Abb. auf Tafeln. Vorsatz mit handschriftlichem Namens- und Adreß- / Telefonnummerneintrag von der Verfasserin selbst. Vorderseite des OU auf dem Nachsatz montiert. Handschriftliche Einbesserung im Inhaltsverzeichnis, die im Buch wiedergegebenen Fotografien betreffend.
Dies: Kak Sovetskaja Rossija boretsja s prestupnost’ju. Gosudarstvennoe Pravovoe Izdat, Moskva 1933. 8°, OKtn mit ill. mont. OU. 159 S. Typographisch gestalteter Einband, der Umschlag mit schlichter Fotomontage auf beiden Deckeln. Umschlag mit Namens- und Adreßeintrag der Verfasserin (identisch mit dem obigen). Der Umschlag mit Ausriss unter dem Titel, dazu etwas eingerissen und mit kleineren Randfehlstellen. Zusammen: EUR 280,- Beigegeben noch ein Verlagsprospekt von 4 Blatt zu Koerbers 1930 im Societäts-Verlag Frankfurt erschienenen Buch „Menschen im Zuchthaus“, mit Pressestimmen usw. zugleich eine Werbung für ihre Vorträge zum Thema.
Hier also die deutsche Erstausgabe sowie die erste sowjetische, diese erschienen in 8400 Exemplaren. Die handschriftliche Adresse und die Handschrift stimmen überein, werden also von der Verfasserin sein. Die russische Ausgabe über KVK nur in wenigen Exemplaren nachweisbar (Passau, Zürich, Stockholm, Colchester und drei in den USA), jedenfalls nicht häufig.
Lenka von Koerber (1888 – 1958) wurde als Tochter eines westpreußischen Rittergutsbesitzers geboren, studierte Malerei, lebte vor dem 1. Weltkrieg mit ihrem Mann in London und war nach dem Krieg Aktive der Friedensbewegung und bis 1930 Mitglied der DDP. Sie engagierte sich für eine Reform des Strafvollzugs und veröffentlichte 1928 „Meine Erlebnisse mit Strafgefangenen“ und 1930 „Menschen im Zuchthaus“. 1932 bereiste sie die Sowjetunion und hatte dort Zugang zu Knästen und Lagern, wie es heißt, als erste ausländische Journalistin. Das Ergebnis ist das vorliegende Buch, dessen deutsche Ausgabe dann von den Nazis veboten wurde. Während des NS blieb sie in Deutschland, es oll Duchsuchungen durch die Gestapo gegeben haben, und tatsächlich Kontakte zu Widerstandskreisen. Nach 1945 lebte sie in Leipzig, wo sie auch gestorben ist.
Das überraschende an dem Buch ist, dass der Strafvollzug in der Sowjetunion als fortschrittlich wahrgenommen wurde. Ob dies die damalige Realität angemessen beschreibt, können wir hier nicht überprüfen, aber es doch ein weiterer Beleg für das, was sogar Liberale wie Lenka von Koerber sich von der UdSSR erhofft und erwartet haben.
Das bei der Verlagswerbung verwendete Foto von Lenka von Koerber stammt übrigens von Trude Fleischmann, einer bekannten Porträtfotogrfien, die 1938 in dei USA ins Exil ging.